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Warum die „gläserne Decke“ wirtschaftsfeindlich ist

Das Bild von der „gläsernen Decke“ dient zur Veranschaulichung der Schwierigkeiten, die Frauen im Gegensatz zu Männern beim beruflichen Aufstieg haben: Wenn es um Positionen in den Führungsgremien geht, bleibt ihnen oft nur der Blick nach oben.
Veröffentlicht am 10.07.2019

Der Posten des Regierungschefs ist in Deutschland seit fast eineinhalb Jahrzehnten weiblich besetzt. Angela Merkels Amtsantritt war 2005 natürlich die größere Sensation als jener des ersten deutschen Papstes seit 500 Jahren nur wenige Monate davor. Und auch die nachhaltigere. Das Spitzenmanagement deutscher Unternehmen ist im Gegensatz dazu noch immer stark männerlastig. Wenngleich es für die weibliche Karriere bergauf gehe, wie eine aktuelle Ernst & Young-Studie zeigt.

Mittelstand ist frauenfreundlicher als DAX-Unternehmen

Für die repräsentative Untersuchung „Frauen im Top-Management im deutschen Mittelstand“ wurden 1.500 Unternehmen berücksichtigt. Die Mitarbeiterzahl der im Frühjahr 2019 veröffentlichten Studie betrug dabei zwischen 30 und 2.000.

Der Frauenanteil in den obersten Führungsebenen beträgt demnach durchschnittlich 17,1 Prozent. Das ist zwar nicht einmal eine weibliche Besetzung pro fünf Führungskräfte, jedoch eine Steigerung von 0,8 Prozent innerhalb eines Jahres. Immerhin in gut einem Drittel der Unternehmen liegt die Frauenquote in den Führungsebenen bei zumindest einem Fünftel. Knapp jedes siebte Unternehmen gibt eine Quote von mehr als 40 Prozent an. Der Mittelstand entpuppt sich dabei vergleichsweise förderlicher für die weibliche Karriere als die DAX-Unternehmen.

Aufholbedarf für die Steuerberatung

Auf Branchen bezogen liegt der Maschinenbau mit 12 Prozent ganz hinten. Die Bereiche „Transport und Verkehr“ sowie „Finanz- und andere Dienstleistungen“ weist die Studie mit 21 Prozent Frauen in Führung ex aequo als Positivbeispiele aus. Unter den laut Bundessteuerberaterkammer fast 87.000 Steuerberatenden – davon knapp 70 Prozent selbständig – finden sich über alle Ebenen hinweg nur 36,4 Prozent Frauen in den Kanzleien. Entsprechend stellt auch unser Beruf nicht die Speerspitze puncto Frauenanteil im Management dar. Dabei wäre genau dies für jede Kanzlei ein vielversprechender Weg zum Erfolg.

So ergab bereits eine frühere Studie von Ernst & Young, dass Firmen, die auch Frauen in den Vorstand berufen, bezüglich Umsatz und Gewinn besser dastehen. Zudem entwickelten sich in den 290 Unternehmen, die untersucht wurden, auch der Börsenwert und die Beschäftigungszahlen dort besser, wo nicht nur Männer managen. Dass die Förderung von Frauenkarrieren und das Einreißen der „gläsernen Decke“ wirtschaftlich sinnvoll ist, scheint damit also auch statistisch belegt.