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Die digitale Zukunft der Steuerberatung

Automatisierung und Künstliche Intelligenz sind in vielen Bereichen der Wirtschaft auf dem Vormarsch. Nur wer sich frühzeitig mit den neuen Herausforderungen und Chancen beschäftigt, kann die Veränderung mitsteuern. Anstatt sich irgendwann steuern lassen zu müssen.
Veröffentlicht am 10.07.2019

Geht es nach dem Vorstandsvorsitzenden der Steuerberatungsgesellschaft WTS, Fritz Esterer, scheint klar: In naher Zukunft werden Steuerberaterinnen und Steuerberater für die Kanzleien als „KI-Experten“ rekrutiert. Die Digitalisierung – und damit eben auch die Künstliche Intelligenz (KI) – mache nämlich auch vor unserem Fachbereich nicht Halt. Schließlich gehe es darum, „eine enorme Masse an Daten zu bearbeiten und digital aufzubereiten“ und gleichzeitig „strenge Compliance-Vorgaben zu erfüllen“. Also Aufgaben, die bis zu einem gewissen Grad automatisierbar sind und sich damit effizienter erledigen lassen. Ohne deswegen den Menschen als planende und kontrollierende Instanz abzuschaffen, wie Kritiker der Digitalisierung befürchten.

Mehr Zeit für qualifiziertere Arbeiten

Die KI biete „enormes Unterstützungs- und Automatisierungs-Potential in der Steuerberatung“, so Esterer. Und führt auf Basis einer WTS-Studie aus: „Im Ergebnis werden die Steuerverantwortlichen mehr Zeit für hochqualifizierte Beratungs- und Gestaltungstätigkeiten haben.“ Bereits heute sind Software-Lösungen zur „Verarbeitung von Massendaten“ im Einsatz, die ständig weiterentwickelt werden. Wobei „die kreative Denkleistung des Menschen“ klar als „Ursprung“ der innovativen, selbstlernenden KI-Systeme erkennbar bleibe.

Die WTS-Untersuchung zeichnet in diesem Sinn auch die Vision eines „Steuerarbeitsplatz der Zukunft“: Künstliche Intelligenzen kommen demnach zum Einsatz, wenn „Anomalien bei der Ausnutzung von Freihandelsabkommen im Bereich Zoll“ erkannt werden sollen. Auch sei die „Zuteilung von Steuerkennzeichen und Identifizierung von Inkonsistenzen bei der Zuweisung“ automatisierbar. Die Prüfung des Quellensteuerabzugs, von Rechnungen im Bereich der Umsatzsteuer sowie die „intelligente Steuerassistenz“ bei der Lohnsteuerverrechnung sind weitere Bereiche, in denen die Automatisierung voranschreite.

Vielfältige Einsatzbereiche
Ein Szenario widmet sich in der Studie etwa der Frage, „wie KI bei der korrekten steuerlichen Beurteilung von Sachzuwendungen im Bereich der Lohnsteuer unterstützen kann“. Dazu wurde der Einsatz neuer Technologien zur „Dokumentenanalyse, Informationsextraktion und Klassifikation unstrukturierter transaktionaler Daten“ analysiert. Das Ergebnis weise eine „enorme“ Steigerung sowohl der Produktivität als auch der Qualität aus.

Dass die Einführung und erfolgreiche Etablierung digitaler Prozesse auch eine gewisse betriebliche Kultur verlange, besagt eine weitere Studie. Die Unternehmensberater von Roland Berger halten dazu fest, dass insbesondere das Management gefordert ist: Digitalisierung bedeute nicht nur eine technologische Veränderung, sondern eine „Veränderung von Geschäftsmodellen durch Technologie“. Wer sich frühzeitig darauf einlässt, kann die notwendige Veränderung in der Kanzlei auch bewusst steuern. Und muss sich nicht irgendwann, auch getrieben durch den Mitbewerb, steuern lassen.

 

Quellen: https://www.wts.com/wts.de/insights/kuenstliche-intelligenz/wts-flyer_ki_a5_web_einzel_final.pdf
https://www.rolandberger.com/de/Publications/Radikal-digital.html