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Wenn Kleinigkeiten zum Streit führen

Das betriebliche Klima in der Kanzlei hängt unweigerlich vom Umgang der Belegschaft miteinander ab. Der Respekt vor dem jeweils anderen darf dabei nie verloren gehen. Selbst wenn ein Kollege sich vom anderen nachhaltig genervt fühlt.
Veröffentlicht am 10.07.2019

Für den einen ist es ein angenehm monotones Geräusch, das einschläfernd wirkt, für den anderen der Grund, warum einfach keine Nachtruhe zu finden ist: der berühmte tropfende Wasserhahn in der Küche nebenan. Ganz ähnlich kann es mit dem Verhalten von Mitarbeitenden sein: Eine Kleinigkeit, die vielleicht kaum jemandem sonst auffällt, treibt einen anderen nach und nach zur Weißglut.

Zu laut und unlustig?

Eventuell liegt es daran, dass der Kollege vermeintlich zu viel redet – wen interessiert schon jedes Detail seiner Wochenendpläne? Mitunter sind seine Witze einfach nicht besonders lustig – und dennoch schleudert er munter „Pointe“ um „Pointe“ durch die Kanzlei. Und auch, wenn es übertrieben klingt: Wie laut jemand kaut oder ob einer seine Suppe am Nebentisch vermeintlich zu laut schlürft, wird vielleicht tatsächlich sehr unterschiedlich wahrgenommen. Und die Wahrnehmung ist eben manchmal: Der andere nervt!

Nun ist niemand davor gefeit, mit seinem (unbewussten) Verhalten genauso anzuecken. Und sei es nur durch das leise Murmeln, mit dem man seine eigene Aufgabenplanung kommentiert – das einem selbst aber gar nicht bewusst ist. Um größeren Konflikten vorzubeugen ist es wichtig, solche Wahrnehmungen möglichst frühzeitig anzusprechen. Und damit eben nicht irgendwann in einer Stressphase einfach zu „explodieren“.

Bereinigendes Gespräch

Rechnen Sie durchaus damit, dass Ihr Gegenüber einigermaßen überrascht ist und sich seines „Fehlverhaltens“ kaum oder gar nicht bewusst war. Vielleicht nimmt er oder sie auch eine Verteidigungshaltung ein. Je nach Anlass kann es ja durchaus sehr persönlich werden: Wer ist schon begeistert zu erfahren, dass er (angeblich) dauernd beim Essen schmatzt?

Auch die Überlegung, warum Mitarbeitende die eigenen Kalauer so gar nicht witzig finden, kann zu unangenehmen Ergebnissen führen: Wird man aufgrund seiner Witze vielleicht als sexistisch oder rassistisch erlebt? Wie lange schon? Und steckt darin etwa ein wahrer Kern, der einen selbst erschreckt?

Keinesfalls maßregeln

Überlegen Sie bei einem solchen Gespräch auch, ob es vielleicht unter vier Augen stattfinden kann, um einer Bloßstellung vorzubeugen. Ein unbedachtes Wort – noch dazu vor Zeugen – mag dem Angesprochenen mitunter das Gefühl geben, nicht auf Augenhöhe antworten zu können, sondern schlicht gemaßregelt zu werden.

Eine sofortige Änderung ist gerade bei unbewussten Gewohnheiten schwierig. Geben Sie dem Kollegen also etwas Zeit, sich selbst zu beobachten und sein Verhalten zu analysieren. Wären Sie umgekehrt in seiner Situation, dann wären Sie dafür wohl auch sehr dankbar.